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Klangregelung. Klangregister, Raumklang, Stereo. Gegenkopplung


Seiten-Inhalt
Übersicht

Tonblenden

Tonschalter

Zwei Klangregler

HiFi, Raumklang,

Stereo

Klangregister Equalizer

Grundig

Wunschklang
Gegenkopplung

 

 

wunschlang-register-03.jpg

 


 

 


Übersicht und Historie der Klangregelung:

Als der Rundfunk 1923 in Deutschland (im Berliner Voxhaus) begann, hatte man technisch noch ganz andere Sorgen, als sich intensiv mit dem Klang der Rundfunksendungen zu befassen. Im Grunde genommen, hatte das Radio ungefähr die gleiche eher schlechte Klangqualität wie das damalige analoge Telefon. Der Frequenzgang ging von ca.  200 - 4000 Hz. Der (junge) Durchschnittsmensch kann   von ca. 20 - 18000 Hz hören.

 

Die damaligen Kopfhörer und Lautsprecher konnten das nicht bieten, auch der Übertragungsweg des Senders lag kaum über 4500 kHz. Technisch legte man bald für die Amplitudenmodulation 50 bis 4500 Hz fest.

 

Dieser recht geringe Frequenzgang in Richtung hohen Audiofrequenzen wurde auch deshalb nötig, weil man nur so viele Sender in den LW / MW / KW - Bereichen unterbringen konnte.

 

<-- Höhenregler rechts unten, darüber die optische Anzeige.

 

Aber so ab Anfang / Mitte  der dreißiger Jahre begann die Radiotechnik sich langsam in Richtung besserer Lautsprecher (die damaligen Kopfhörer konnten dabei nicht mithalten) zu entwickeln. Elektrodynamische und später permanentdynamische Lautsprecher konnten in recht guter Qualität durchaus 30 - 13000 Hz sauber abbilden.

 

In der Studiotechnik (also auf der Senderseite) wurde schon zumeist besser der Frequenzgang mit 30 - 15000 Hz  realisiert. Schwachstelle war der Sender-Kanalabstand: Ein Senderkanal war 2 x 4500 Hz = 9000 Hz breit, das reichte eben nur für 4500 Hz Höhen.

 

 

Es stellte sich aber bald heraus, dass man trotz des engen Frequenzbereichs den Klang des Radios positiv beeinflussen konnte.

 

Für viele damalige Menschen waren schon die 4500 Hz Höhen zu viel, sie empfanden diese "hohen" Töne als unangenehm. Siehe die Beobachtung weiter unten.

 

 

hoch-tief-pass.jpg

Grundprinzip einer Klangregelung an Hand eines Hochpasses und Tiefpasses (Zeitkonstanten):

Beim Hochpass werden tiefere Frequenzen gedämpft,

beim Tiefpass werden höhere Frequenzen gedämpft.

Wird R regelbar gemacht, kann man die gewünschten Frequenzen beeinflußen.

 

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wunschlang-register-05.jpgTonblenden / Ton-Schalter:

Die Industrie führte deshalb die "Klangblende" oder "Tonblende" oder "Klangfarbe" oder "Tonfarbe" ein. Damit konnte der Radiohörer die Höhen kontinuierlich wegdrehen. Ein Nebeneffekt dabei war auch, dass damit das Durchschlagen von starken Nachbarsendern im Nebenkanal etwas reduziert werden konnte.

 

(1) Typische einfache Klangblende, blau markiert (anklicken) -->

 

Auch Ton-Schalter wurden üblich, hier wurden die Höhen um einen festen Betrag reduziert. Besonders gute Radios erhielten eine Kombination von Klangblende und Bandbreiten-Regelung, die wirksam die Nachbarkanal-Störung reduzieren konnten.

 

Eine interessante Beobachtung aus der Aussendienst-Praxis bei Redioreparaturen in den 60iger / 70iger Jahren: Oft war es so, dass ältere Kunden den Höhenregler so eingestellt haben, dass die Höhen völlig gedämpft waren.

 

Auch kam es vor, dass Kunden sofort nach der Reparatur (noch während der Radio-Techniker noch die Rechnung ausfüllte) die Höhen wieder wegdrehten. Vielleicht waren die Menschen in frühen Jahrzehnten noch empfindlicher gegen hohe NF-Frequenzen?

 


 

 

Gegenkopplung / Klangregelung, Kombinationen: Klangregelungen wurden oft in Verbindung mit einer Gegenkopplung verwendet. Gegenkopplungen wurden genutzt, um die Klangeigenschaften (insbesondere die Verzerrungsgefahr) von Signalen in Verstärkerstufen zu beeinflußen / einzugrenzen.

 

gegenkopplung.jpgFührt man einen Teil der verstärkten NF-Spannung auf das Steuergitter der Röhre GEGENPHASIG mit kleinem Pegel zurück oder auch auf eine Vorstufe, werden Verzerrungen reduziert, das Klangbild positiv beeinflußt. Allerdings geht dabei auch ein Anteil der Verstärkung zurück. So gab  es  Strom- und Spannungsgegenkopplungen.

 

Gegenkopplungszweig (rot) -->

 

Man konnte z.B. auf den NF-Ausgangstransformator eine Zusatzwicklung oder Anzapfungen an der Sekundärseite anbringen und das dortige Signal gegenphasig zurück führen (siehe Skizze (1) oben: Signalweg vom Ausgangstransformator über R9, C45, R10, C43, R12 zum Lautstärkeregler). Gegenkopplungen konnten frequenzneutral oder frequenzgangbeeinflußend gestaltet werden. Es war auch üblich, Gegenkopplungen mit dem eigentlichen Klangregelbereich zu kombinieren.

 

Die meisten Endstufen nutzten einen Kathodenwiderstand zur Gittervorspannungserzeugung. Der Widerstand R3 wurde zumeist mit einem Elko C51 für die Niederfrequenz überbrückt (siehe Schaltbildauszug rechts), dadurch wurden insbesondere die Tiefen besser übertragen. Es gab aber auch Schaltungen, wo es diese Elkos nicht gab. Hier wurde das Konzept der Gegenkopplung und Klangregelung variiert behandelt.

 

Die (auch veränderbare) Gegenkopplung wirkte so auf das Gesamtklangbild mit ein. Solche Kombinationsschaltungen konnten recht komplex ausfallen. Es gab eine unüberschaubare Vielfalt von Klangregel / Gegenkopplungs-Kombinationen, hier noch ein solches Beispiel.

 

Mit Einführung des UKW-Rundfunks um 1949 änderte sich die Situation hinsichtlich der per Rundfunk übertragbaren Klangqualität grundlegend.

Es wurde durch die dabei genutzte Frequenzmodulation möglich Niederfrequenzbandbreiten von 30 -  15000 Hz  (HiFi) zu übertragen. Technisch war auch mehr möglich, aber auch auf UKW wurde die Bandbreite begrenzt, um wieder viele Sender unterbringen zu können.

 

Klare Musiksendungen mit brillanten Höhen waren wohl für die Menschen damals schlicht eine Sensation. Aber: Auch hier empfanden viele Menschen diesen großen Frequenzumfang als unangenehm. So wurden die UKW-Radios natürlich zumeist auch mit Klangblenden ausgerüstet.

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Zwei Klangregler (Tiefen und Höhen):

Es kam jetzt aber auch neben der Höhenreduzierung eine Bassreduzierung (Tiefen) hinzu. Bummernde Bässe konnten so abgesenkt werden.

 

wunschlang-register-06.jpgUm die hohen Tonfrequenzen und die Bässe kräftig hörbar zu machen, mußten die Lautsprecher besser werden. Es wurden zuerst Hochtöner und später Mittel-Hochtöner eingeführt. Gute Radios hatten also bald zumindest einen Bass/Mittelton-Lautsprecher und einen Hochtöner,  manchmal noch einen Bass-, einen Mittelton-  und  einen Hochton-Lautsprecher.

 

Man stellte fest: Je nach Tonquelle (Orchester, Jazz, Oper, Schlager,  Nachrichten, Hörspiel, usw.) entwickelte sich das Bedürfnis das Klangbild genauer einzustellen.

 

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Schaltbare Klangregister:

Das Klangregister per Tastendruck war geboren. In feinen Abstufungen wurde der Frequenzgang durch Umschalten beeinflußt. Dabei wurden nicht nur Höhen oder Bässe abgesenkt, sondern auch innerhalb des Frequenzgangs Bereiche selektiv abgesenkt. Beispielsweise Jazz-Musik wollte anders eingestellt sein, als Unterhaltungsschlager. Zum Teil konnten Klangtasten kombiniert gedrückt werden.

 

<-- Klangregelung, Höhen und Bässe getrennt. Regler rot markiert.

 

Das führte zu einer fast unüberschauberen Flut von Tasten. Im Wumpus-Kompendium gibt es ein Thema dazu: Klangregel-Manie. Die Industrie überschlug sich in Einstellvarianten. Dabei wurde es modern, möglichst viele Tasten zur Klangbeeinflußungzu haben.

 

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HiFi, Raumklang, Stereo:

Ergänzend erkannte man, daß es nicht nur reicht, die Höhen, Mittellagen und Höhen beeinflußen zu können, denn gerade die Höhen werden vom Radio recht gerichtet abgestrahlt. Stand man seitlich neben dem Radio, konnten die Höhen an Einem vorbei gestrahlt werden. Das führte zur Installation von Hochtonlautsprechern an den Seitenwänden des Radios. Auch Schrägstrahler und Trichter-Kanäle sorgten für eine gute Verteilung der Höhen im Zimmer.

 

Diese Technik lief unter dem Begriff Raumklang. Die sich weiter entwickelnde Technik brachte die HiFi-Technik hervor, bei der die optimierte Bauteile-Auswahl und Schaltungstechnik ein möglichst originaler Klang in Bezug auf Eingangssignal zum Ausgangssignal  erreicht werden konnte. 


Raumklang-Super mit Klangregister von Graetz : Sinfonia 522 -->

 

Das waren alles Ein-Kanal-Techniken. Beim Radiohören konnte man nicht die Lage einer Tonquelle (Sprache, Musik) im Raum erkennen. Mit der Stereo-Technik wurde echtes räumliches Hören möglich.  Zumindest konnte die ungefähre Lage von Tonquellen erkannt werden. Die Endpunkte der analogen Radiozeit in Bezug auf Klangbeeinflußung waren wohl ...

 

  • die Kunstkopf-Stereophonie, die aber nur per Kopfhörer funktionierte.
  • die Pseudeo-Quadrophonie-Technik , bei der die Stereo-Basisbreite künstlich vergrößert wurde oder bei entsprechender Anordnung der Lautsprecher auch ein Vorn-Hinten-Effekt eintrat. Es waren aber nur zwei Übertragungskanal-Quellen.
  • die  Quadrophonie-Technik mit vier Übertragungskanälen. Zwei Lautsprecher in Stereoanordnung vor dem Hörer, zwei hinter dem Hörer.

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Klangregister mit mehrfachher kontinuierlicher Einstellbarkeit (Equalizer):

Heute sind Equalizer fast auch schon wieder unmodern geworden. In der Blütezeit der HiFi-Technik (sechziger bis achtziger Jahre) waren aber Klangbeeinflußungen von zumindest drei (besser vier bis fünf) NF-Frequenzbereichen angesagt. Das sind eben neudeutsch Equalizer.

 

Man hatte also drei bis fünf Drehknöpfe oder Schieberegler zur Verfügung, mit denen man exakt seinen Wunschklang einstellen konnte.

 

<-- anklicken.  Hitachi SR-903 mit drei Klangreglern als Equalizer von 1977.

 

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Das Grundig Wunschklangregister:

Einwunschlang-register-01.jpg Schritt zurück in die Anfangszeit der Equalizer-Technik bietet ein Blick auf die Wunschklangregister von Grundig in den fünfziger Jahren. Entgegen der damals üblichen Bass/Höhenregler-Technik bot Grundig vier Regler an, die noch dazu grafisch gut den gewählten Frequenzgang darstellen konnten.

 

Grundig 4019 mit Wunschklang-Register (anklicken) -->

 

Das war schon eindeutig ein Equalizer mit Grafik-Anzeige und galt damals unbedingt als Spitzentechnik.

 

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Am Beispiel des Grundig 6099 (einem Spitzenmodell von 1958) soll die komplexere Klangsteuerung angerissen werden:

  • 4-Kanal Grafik-Equalizer (Wunschklangregister)
  • Klang-Tastensatz mit: "Dezent, Sprache, Orchester, Jazz"
  • Dynamic-Expander

Dabei wird beim Drücken von "Wunschklang" den vier Equalizer-Reglern der Vorrang eingeräumt. Das Gerät  verfügt über eine leistungsstarke Gegentaktendstufe und hat zwei Hochtöner (in Raumklang-Anordnung), einen Mittel-Hochtöner und einen Basslautsprecher.

 

Ein Blick in das Schaltbild zeigt schnell die doch aufwändigere Technik, um den Frequenzgang des NF-Verstärkers  selektiv beienflussen zu können.

 

Weiter geht noch die Dynamik-Expanderschaltung in den Schaltungsaufwand mit ein. Der Expander erhöht den Unterschied zwischen leisen und lauten Tonsignalen.

 

Grundig 6099 -->

 

Zusammen mit der Raumklangfähigkeit und der (für damalige Verhältnisse) hohen Ausgangsleitung  von 12 Watt bot das Radio gute Tonqualität. Der sicher stolze Besitzer konnte den Klang deutlich beeinflussen und an seine Wünsche anpassen. Radiotechnik vom Feinsten!

 

Tipp für Sammler dieser Grundig-Wunschklangregister-Radios: Bei Nichtgebrauch die vier Regler so einstellen, dass die Grafikanzeige (Gummiband) in der Mitte eine horizontale Linie bildet. So wird dieses Band geschont.

 

 

 

Einige Grundig Wunschklang-Register-Radios sind auch im Wumpus-Online-Museum zu finden: Grundig 3026PH, 3059, 4019, 4077, 6099.

 

wunschklang-register-06.jpg

-- anklicken --

Grundig Wunschklangregister beim Modell 3059 Hier ist das Register optisch geteilt.

 

wunschlang-register-6099.jpg

-- anklicken --

(2) Schaltplanauszug des Grundig 6099.

Unten links sind die vier (fünf) "Equalizer"-Regler zu sehen.

Die rechten drei Regler haben eine unterbrochene Widerstandsbahn, in Mittelstellung ist der Poti-Schleifer inaktiv.

Die beiden linken Regler sind gekoppelt zu einem Drehknopf vereinigt.

Gegenkopplung: Vom Ausgangstransformator führen zwei Gegenkopplungsleitungen

zum Umschalter IIa, IIc. IIb gibt das Signal weiter in den Vorstufenbereich.

Die Gittervorspannung der beiden Gegentakt-Endröhren werden mittels eines gemeinsamen Katodenwiderstands automatisch erzeugt, der nicht mit einem Elko überbrückt ist. Die gute NF-Durchlasskurve wird also über Gegenkopplung und Klagreglung erreicht.

 

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05.03.2017 / 28.08.2019

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