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RIAS und Deutschlandradio Kultur
Der Berliner Rundfunksender RIAS hatte eine lange Geschichte. Seit 1946 sendete der "Rundfunk im amerikanischen Sektor" als "Stimme der freien Welt". Zu Zeiten des "Kalten Krieges" wurde RIAS oft vom Gebiet der DDR gestört, es entwickelten sich hier regelrechte Hochfrequenzschlachten: Störsender gegen hohe Sendeleistungen des RIAS und Versuche, mit Spezialantennen und hohen Sendeleistungen im Umland von Berlin den Störsendern etwas entgegen zusetzen.
Nach der Wiedervereinigung Deutschlands wurde der Sendebetrieb alsbald eingestellt und der Sender wurde mit RIAS 1 und RIAS 2 unterschiedlich abgewickelt:
RIAS, Rundfunk im amerikanischen Sektor begann schon 1946 (ab Februar) zuerst als "DIAS, (Drahtfunk im amerikanischen Sektor)" die West-Berliner, dann West- und Ost-Berlin mit Informationen zu versorgen.
Grund war die politisch einseitige Darstellung des "Berliner Rundfunks", der unter Einfluß der sowjetischen Besatzungsmacht stand. Der RIAS stand unter Verantwortung der US-amerikanischen Regierung und wurde deshalb von der UDSSR bald als "Frontstadtsender" angesehen. Es wurde in der DDR garnicht gern gesehen, dass ihre Bürger mehr oder weniger heimlich den "Agentensender" hörten. Das hatte zur Folge, dass auf dem Gebiet der DDR Störsender installiert wurden, die versuchten den Empfang des RIAS zu erschweren. Diese Störsender waren noch bis ca. 1978 im Einsatz.
Am 4.9.1946 sendete dann der DIAS, nun als RIAS auch auf Mittelwelle. Auch während der "Berliner Blockade" und 1961 nach Bau der "Berliner Mauer" wurden die Berliner aber auch mit Lautsprecher-Wagen mit Informationen versorgt (Während der Blockade gab es viele Stromsperren).
In den Anfangsjahren des RIAS bot der Sender auch per Telefon abrufbare Kurznachrichten an.
Ich kann mich noch gut an "Lautsprecher- Schlachten" zwischen NVA- und RIAS (SAS)-Lautsprecher-Wagen an der Berliner Mauer erinnern (SAS = Studio am Stacheldraht).
Bei Hof in Nord-Bayern, gab es eine weitere Sende-Stelle des RIAS. Ursache war der Umstand, dass die amerikanische "Besatzungsmacht" zuerst in diesem Bereich zuständig war, später aber das Gebiet mit Berlin getauscht hat. Die westlichen Alliierten erschienen erst später nach den Sowjets in Berlin.
RIAS Berlin zählte zu den Mitentwicklern des "aktuellen Radios". Oktober 1961 ging eine "Magazin-Sendung" on air. Magazine waren inhaltlich aktuell, als auf Tagesereignisse fokussiert. Mit Musik einebettet und durch Moderatoren geführt. Die Sendung "Rundschau am Morgen" war so gesehen vielleicht auch schon das erste Frühstücksradio, welches die Hörer gleich vom Aufwachen an mit frischen Informationen in den Tag begleitete.
Klicken Sie hier zum Hören des Pausenzeichens.
Ältere Berliner in Ost und West können sich noch gut an Sendungen mit Kult-Status erinnern:
Gerne erinnere ich mich noch an die Sendungen von Hanns-Peter Herz und Egon Bahr (der später eine politische Karriere machte) , die damals für eine scharfe Zunge in der politischen Auseinandersetzung mit der "Pankower Regierung" bekannt waren.
Im Bereich Unterhaltung waren eigentlich alle Sendungen mit Nero Brandenburg ein High Light. In Zeiten des Beliebigkeits-Rundfunks, dessen Ziel die Abstrahlung von Gedudle, Sprechblasen und Werbe-Phrasen ist, trauere ich dem werbefreien RIAS mit seinen präzisen und spannenden Sendungen nach. Vergangenheit mit Ausnahme des DLF und DLR.
Besichtigungen der Sendestelle Berlin Britz:
2002, bei einem Tag der offenen Tür
2010 Es ist natürlich formal nicht richtig, den RIAS und Deutschlandradio Kultur auf einer WEB-Seite gemeinsam abzuhandeln. Ich nehme mir trotzdem diese Freiheit heraus, da für MICH die Geschichte der Sender eng verknüpft ist. Am 5.11.2010 lud das ehemalige Deutsche Rundfunk-Museum e. V. und das Internet-Forum Wumpus-Gollum-Forum zur Besichtigung der Sendestelle in Berlin - Britz ein. 22 Teilnehmer wurden fachkundig von Herrn Dary in die Geschichte des RIAS, des Deutschlandradio Berlin und Deutschlandradio Kultur und die Sendetechnik der Jahrzehnte bis heute eingeführt. Derzeit wird von Berlin-Britz noch Mittelwelle 990 kHz AM und 855 kHz DRM und Kurzwelle 6190 kHz AM (Deutschlandfunk) ausgestrahlt. (Nachtrag 2013: 855 und 6190 khz sind eingestellt.)
Insbesondere die Sendejahre des historischen Kurzwellensenders auf 6190 khz sind auf 2011 begrenzt. Dieser Sender war quasi ein "lebendes Museum". Er sendete zum Schluß immerhin noch mit 17-18 kW. Er war wohl der älteste täglich arbeitende Röhren-Kurzwellensender der Welt. Es ist wirklich Schade, daß ein Kurzwellensender nach dem anderen seinen Betrieb einstellt hat. Die Rundfunkanstalten glauben, heute voll auf DAB und Internet als Übertragungsmedium setzen zu müssen. Hoffentlich ist das keine Fehleinschätzung. Deshalb haben die Besucher am 5.11.2010 etwas wehmütig den Kurzwellensender besucht. Die starken glühenden Sendeendstufe-Röhren: Ein Genuß! Direkt hinter dem Sendergebäude befand sich ein Faltdipol (Sendeantenne) großer Bandbreite. Die langjährige Stammfrequenz des RIAS auf 6005 kHz ist nicht mehr in Gebrauch.
Die beiden Mittelwellensender boten ein AM - und DRM - Programm an. Die Zukunft von DRM ist ebenfalls unsicher. Die Industrie liefert einfach nich preiswerte und wirklich (von der Empfindlichkeit her) funktionierende DRM-Geräte, die Sendeanstalten wollen keine Nichenprogramme für zahlenmäßige Minderheiten anbieten. Es ist ein Jammer. Die folgenden Fotos sind von Rainer Steinführ.
2011: Der historische KW-Röhrensender hat seinen Betrieb eingestellt.
Der historische Röhren-Kurzwellen-Sender des ehemaligen RIAS. Jetzt "off air":
Ursprünglich sendete die Station auf 6005 kHz. Im Jahr 2011 war die Zukunft des 6190 kHz-Senders ungewiss bis trübe. Es hieß, wenn eine kostenintensive Reparatur nötig würde, geht der Sender off air. Der Sender hat in den vergangenen Jahrzehnten mich auf so mancher Urlaubsreise zuverlässig begleitet. Er gehört mit zur Familie. Ich wünsche ihm noch eine zeitlang gute Ausbreitungsbedingungen. Wer den Sender nochmal hören will: Mit einem Kurzwellen-Radio auf 6190 kHz gehen, am besten nach Einbruch der Dunkelheit.
Auf Youtube habe ich ein kleinen Clip mit der DLF-Ansage zu den 18:00 Uhr-Nachrichten hochgeladen: http://www.youtube.com/watch?v=pl7Fe-UcF_I
Obwohl die Aufnahme am Tag in Berlin Spandau entstand (also nur ca. 20 km vom Sender weg), ist doch deutschliches Fading vorhanden und Störgeräusche. Das ist im Nahfeld auf dem 49-Meter-Band nicht ungewöhnlich.
Nachtrag 2013: Der historische Kurzwellensender auf 6190 kHz hat wohl 2011 seinen Betrieb eingestellt. Genauso ist der MW-Sender des DLF/DLR auf 855 KHz off air.
Nachtrag 2013: Zum 31.08.2013 endete auch der Mittelwellenbetrieb auf 990 khz. Nachtrag 2014: Der Langwellenbetrieb des DLR/DLF ist beendet worden.
Nachtrag 2015: Der MW-Sendemast wurde am 18.07.2015 gegen 14:00 Uhr gesprengt. Damit ist die Sendestelle Berlin-Britz am Ende. Schon 2013/2014 ist wohl schon der MW-Reflektormast gesprengt worden.
Bei Youtube gibt es ein Video von der Sprengung von mir ... (externer Link)
Hier noch 4 Fotos von der Sprengung:
Einige persönliche Anmerkungen zum RIAS: Ich bin in den Jahren des "kalten Krieges" in West-Berlin aufgewachsen. Der RIAS begleitete mich schon als kleines Kind. Wir hatten seit 1957 Radio. Die Berlin-Krisen, die Kubakrise, der Mauerbau und viele folgende Ereignisse der Berlin-Politik und der Weltpolitik erlebte ich durch den RIAS informiert mit. Sicher informierte der RIAS auch aus amerikanischer Sicht. Sicher gibt es unter DDR-Bürgern auch eine andere Sicht. Mir jedenfalls war aber die RIAS-Weltsicht eher Recht:
Ich hatte in der Familie Fehlanschuldigungen mit völligem willkürlichem Unrechtsurteil gegen den Vater mit sowjetischem Straflager-Urteil über 25 Jahre mit erleben müssen. Daruf folgte die Flucht der Eltern aus dem sowjetischen Teil Deutschlands nach Westberlin, die Zwangsenteignung, die jahrzehntelange Gefahr für meinen Vater (er konnte die Transitstrecken nicht nutzen), die jahrzehntelange Schikanen an der Transitstrecke auch für meine Mutter und mich, das West-Berlin-Insel-Problem, die nicht unberechtigte Angst meiner Mutter in diesen Jahren (der Russe kommt).
Ein Freund der sowjetischen Besatzungsmacht und der DDR-Regierung war ich sicher nicht. Dabei verkenne ich keinesfalls die Taten der Deutschen im zweiten Weltkrieg!
So haben mir die "Insulaner"-Sendungen, aber auch die politischen Informationen und Kommentare sehr gefallen. Angefangen von "Onkel Tobias" über "Schlager der Woche" bis zu Hans Rosental mit seinen Quiz-Sendungen war der RIAS mein Sender. |
Viele RIAS-Sendungs-Mitschnitte sind auf dieser externen Seite zu finden: Da ich nicht die Urheberrechtslage einschätzen kann,
ist der Link sicherheitshalber hier nicht anklickbar: http : // www.rias1.de/index.htm
1998 / 09.08.2015
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