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Regenerieren verbrauchter Radio-Röhren

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Kathoder der ECH81Kaum ein Thema bringt so viele verschiedene Sichten der Möglichkeiten und Unmöglichkeiten hervor, wie das Regenerieren von Röhren. Leicht findet man in der Literatur sich zum Teil  widersprechende Handlungsanleitungen für ein und die selbe Röhre. Das ist auch genau der Grund, warum ich bisher mich um das Thema "herumgemogelt" habe.

 

--> Kathode ECH81 (rechts Trioden-Teil)

 

Selbstverständlich habe ich auch viele eigene Erfahrungen mit diversen Anleitungen gemacht und erfolgreich und nicht erfolgreich Röhren regeneriert. Im Grunde möchte ich aber keine konkreten Empfehlungen geben. Ich will aber kurz das Thema Regenerieren darstellen. Möge Jeder seine eigenen Schlüsse daraus ziehen!

 

Formieren: Bei der Herstellung von Radioröhren wurden in Abhängigkeit vom Kathodenmaterial Formierungen der Kathodenschichten vorgenommen. Erst durch dieses (zum Teil recht komplizierte) Formieren wurden viele Röhren erst funktionsfähig.

 

re064t-glueh.jpgDirekt geheizte Röhren: Die ersten Röhren waren direkt geheizt, der Heizfaden sendete selbst Elektronen aus zur Anode. Diese Röhren hatten durchaus verschiedene Kathodenmaterialien und Material-Zusammenmischungen. Ein Teil dieser Röhren lässt sich "gut", ein anderer Teil "schlecht" regenieren.

 

Indirekt geheizte Röhren: Neuere Röhren waren in der Regel indirekt geheizt. Das bedeutet, dass der Heizfaden von einer Isolierschicht und einer (zumeist) Nickel-Hülse mit einer emittierfähigen Materialschicht umgeben war, die mitglühte und selbst die Elektronen aussendete zur Anode. Aufgrund der größeren Kathodenflächen haben diese Röhren im Allgemeinen höhere Reserven beim Emissionsmaterial und die Notwendigkeit einer Regeneration fällt weniger oft an.

 

--> Heizfaden der RE064T glüht (Foto "Freed-Eisemann aus dem WGF)

 

Dieser Röhrentyp hatte den Vorteil, dass die Kathode unabhängig vom Heizfaden (wenn gewünscht) direkt an Masse liegen konnte. Allerdings brauchten diese Röhren beim Aufheizen länger, bis sie Elektronen abgeben konnten. Man sagt indirekt geheizten Röhren längere Lebendauern und weniger Problemen mit dem Nachlassen der Emission nach. Handlungsanweisungen zu indirekt geheizten Röhren unterscheiden sich zum Teil von denen für Direkt-Heizer.

 

Warum Regenerieren? Röhren verbrauchen sich im Laufe der Jahre. Die Elektronen können durch Materialwandel und Abtragung nicht mehr so gut aus der Kathode austreten. Die Folge ist ein zumeist schleichend voranschreitender Emissionsverlust der Kathode. Mit einer wirklich geeigneten Methode für die gerade in Frage kommende Röhre kann man (zumindest theoretisch) die Emissionsfähigkeit  wieder erhöhen. Ansonsten defekte Röhren lassen sich auch durch Regenerieren nicht retten. Das gilt auch für Röhren mit Vakuum-Verlusten.

 

Kathoden-Materialien: Im Laufe der Jahre wurden diverse Kathoden-Materialien und Mischungen und Mehrschicht-Aufbauten angewendet. Aus Sicht einer eventuellen Regenerierung ergeben sich dadurch verschiedene Strategie-Notwendigkeiten. Material-Beispiele:

 

  • Reinmetallkathoden (Nur bei sehr frühen Röhren, wie z.B. RE11. Wolframdraht)
  • Metallkathoden mit Metallüberzügen (Wolframdraht mit Thoriumoxyd. z.B. RE054, 064, 154, 504)
  • Barium-Destillationskathoden (Dampfkathoden, Wolframoxyd mit aufgedampfter Bariumschicht. z.B. RE034, 074, 084, 114, 134, 604, KC1, KL1, AD1)
  • Bariumpastekathoden (Oxydkathoden, Wolfram oder Nickel, überzogen mit Erdakali-Oxyd mit Bariumhaut)
  • Indirekt geheizte Kathoden (mit Bariumpaste). Oft Mischungen aus Barium, Strontium- und Kalziumkarbonaten und Bariumhaut.

Regenerierungsverfahren: Generell versucht man...

  • .... nur die Heizspannung des Probanden für eine Zeit X um X Prozent zu erhöhen ohne sonstige Versorgungsspannungen anzulegen. Oft wird dabei ein schrittweises Wiederherabsetzten der Spannung empfohlen . Eher geringe Dauerwirkung.

  • ... die Heizspannung des Probanden für eine Zeit X um X Prozent zu erhöhen und dabei sonstige Versorgungsspannungen anzulegen und zu überwachen / zu ändern. Oft wird dabei ein schrittweises Wiederherabsetzten der Spannung empfohlen. Eher bessere Dauerwirkung.
     

Schwierigkeiten beim Regenerieren heute: Um den Erfolg einer Regeneration beurteilen zu können, muss man in der Lage sein, den Anodenstrom vor und nach der Behandlung vergleichen zu können. Das geht entweder mit einem Röhrenprüfgerät oder einem Regeneriergerät (es gibt auch dafür diverse Selbstbau-Vorschläge) oder einem Labor-Versuchsaufbau.

 

--> Funke W19. Bedingt auch zum Regenerieren geeignet.

 

Einige Bauvorschläge für Regenerierschaltungen weisen ein belastbaren Heizspannungs-Regelwiderstand und einen ebensolchen für die Anodenspannung auf. Zusätzlich ist ein Heizspannungs-Voltmeter und ein Anodenstrom-Milliampere-Meter nötig. Auch die Anodenspannung sollte überwachbar sein. Eine Armbanduhr mit gut ablesbaren Minutenzeiger wird benötigt.

 

Weiter benötigt man in kleinsten Schritten verstellbare exakte und belastbare Heizspannungen und variabel einstellbare Anodenspannungen. Sagt eine Regienerier-Empfehlung beispielsweise: Erhöhen Sie für 10 Minuten die Heizspannung um das 1,5 fache und gehen dann schrittweise wieder auf die Originalspannung zurück, bedeutet das für z.B. 6,3 Volt folgende zur Verfügung stehende Spannungen: 6,3 Volt, 9,45 Volt, 8 Volt, 7,5 Volt. Schon diese Forderung bringt einen in Transformator-Beschaffungs-Schwierigkeiten.

 

Es gibt wenig (und sich eben wie schon erwähnt widersprechende) Anleitungen für konkrete Röhren. Wie gehe ich mit mit der KC1 um? Wie mit der EL84, wie mit der RE11?

 

Abstimmanzeige-Röhren: Zusätzlich zum Nachlassen der Emissionsfähigkeit des Kathodenmaterials kommt bei dem "Magischen Augen" , "Magischen Fächern" und "Magischen Bändern" noch das Nachlassen der Leuchtschicht hinzu.  Hin und wieder wird bei diesen Röhren neben Regenerier-Vorschlägen auch die dauerhafte Überheizung empfohlen.

 

Bildröhren: Ein besonderes Kapitel sind Röhrenprüf- und Röhrenregenierier-Geräte. Da Bildröhren recht teuer waren und  (insbesondere einige Fabrikate) doch deutlich dem Verschleiss (Verbrauch) unterlagen, ergab sich die Notwendigkeit zur Regeneration. Es gab eine Auswahl von speziellen Geräten, die teilweise mit recht guten Erfolg bei ansonsten intakten Bildröhren die Emission wieder verbessern konnten. Mehr zu diesen Geräten ist auf meiner Röhrenprüfer-Seite zu finden. ... mehr

 

Kann man beim Regenerieren was falsch machen? Ja und nein! Wird falsch regeneriert, kann man die Kathoden völlig ruinieren. Andererseits: Was will man an einer verbrauchten Röhre schon falsch machen? Die Anoden der Röhren können bei der Prozedur beginnen aufzuglühen, die Heizfäden der Röhren können bis zur Zerstörungsgefahr überhitzt werden.

 

Fazit: Es gibt für bestimmte Röhren, durchaus die Chance, die Emissionsfähigkeit bei der RICHTIGEN Methode zur verbessern. Man muss eben nur die richtige Methode anwenden und das dafür richtige Equipment verwenden.

 

finger.gifIch selbst gebe bewusst keine Anleitungen für konkrete Röhren, das Risiko für daraus entstehende Schäden verantwortlich gemacht zu werden, ist mir zu groß. Es gibt aber mutigere Seitenbetreiber, die sich das zutrauen, bitte dann dort nachlesen.....

 

Im Buch "Gebrauchsverlängerung von Rundfunkröhren" wird die Regeneration von Röhren auf über 30 Seiten die Prozedur beschrieben. Dabei werden sieben Brennvorschriften für sechs  Röhrentypen-Gruppen unterschieden. Für jede dieser Brennvorschriften werden bis zu sechs Einzelschritte (mit jeweiligen) Heizspannungs-, Anodenspannungs- und Anodenstromwerten unterschieden. Dabei ist die Zeitachse wesentlich und exakt einzuhalten! Neun Zeit-Kurven zeigen in Grafiken den nötigen Brennverlauf.

 

Es werden in diesem Buch Brennvorschriften für diese Röhren genannt:

 

  • AB1, AB2, ABC1, AC2, ACH1, AF3, AF7, AH1, AK1, AK2, AM2, AL1, AL2, AL4, AL5, AD1,
  • BB1, BCH1, BL2,
  • CL1, CL2, CL4, CB1, CB2, CBC1, CC2, CCH1, CF3, CF7, CH1, CK1,
  • EL11, EL12, ECL11, EB2, EBC1, EC2, EF3, EF7, EH1, EK1, C/EM2, EB11, EBC11, EBF11, ECH11, EDD11, EF12, EF11, EF13, EF14, EFM11
  • KC1, KC3, KBC1, KF3, KF4, KL1, KL2, KL4,
  • RE034, RE074, RE084, RES094,  RE114, RE134, RES164, RES164d, RES374, RE304, RE604,  RGN354, RGN504, REN904, REN914, REN924,  RENS1204, RENS1214, RENS1224, RENS1234, RENS1254, RENS1264, RENS1284, RENS1294, RENS1814, 1818, 1819, 1820, 1821, 1824, 1826, 1834, 1854, 1884, 1894, RENS1823D, RES964, RENS1376D,
  • UBF11, UCH11, UCL11, VCL11,
  • VC1, VF7, VL4,

 

 

Was braucht man also für ein effektives Regenerieren?

 

  1. Ein Regeneriergerät
  2. Kenntnis über den Kathodentyp eines Röhren-Probanden
  3. Kenntnis über die konkrete Brennvorschrift für einen Probanden

Willkürliches Regenerieren wird zumeist nicht erfolgreich sein und u.U. sogar den Probanden endgültig zerstören. Das zuvor dagestellte notwendige Vorgehen  führt wie schon erwähnt dazu, dass ich keine konkreten Handlungen für einzelne Röhren vorstelle.

 

 

 


Grundlage für diese Seite ist ...


... ein Doppelartikel aus der Zeitschrift "Funktechnik" von 1947, Heft 15 (Seite 6) und Heft 16 (Seite 7), Autor Dipl-Ing. G. Hoffmeister). Dort ist sogar ein Selbstbau-Regeneriergerät beschrieben. Der Autor beschreibt auch für bestimmte Kathodentypen konkrete Regenerier-Vorgänge, nennt aber keine konkreten Röhren-Bezeichnungen.


... das Buch "Gebrauchsverlängerung von Rundfunkröhren" von Ferdinand Jacobs und Hans Köppen von 1944 vom Funkschauverlag München. (noch antiquarisch zu beschaffen)


... eine Auswahl von Artikeln aus der Zeitschrift "Funkgeschichte" der GFGF


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09.09.2012 / 13.08.2016

 


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