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Der Berliner Funkturm. Der "lange Lulatsch" als ein Wahrzeichen Berlins

Sendestelle Witzleben, Funkturm


Mitte der Zwanziger Jahre war die flächendeckende Rundfunkversorgung Berlins noch nicht sicher gestellt. Details dazu können auf der Voxhaus-Seite nachgelesen werden.


funkturm106.jpgDer Sender Witzleben Funkturm sollte die Versorgung verbessern. Die Antennenanlage auf dem Dach des Voxhauses hatte keinen guten Wirkungsgrad. So versprach man  sich von einer ca. 135 Meter langen vertikalen "Stabantenne" eine erhelbliche Steigerung des Antennenwirkungsgrades. Der  gesamte Funkturm sollte also "strahlen" und wurde deshalb auf Porzellanisolatoren gestellt.


links: Der nordöstliche Turmfuß mit der (nun überbrückten) Porzellanisolierung.


Offizieller Sendebeginn war der 25.9.1925, noch mit Behelfsantennen. Der Funkturm wurde am 3.9.1926 eingeweiht. Die Sendeanlage befand sich zuerst in einem Glaswand-getrennten Raum innerhalb der komplett aus Holz gebauten Rundfunkaustellungshalle (Haus der Funkindustrie), die aber 1935 komplett abbrandte und dabei auch das Funkturmrestaurant am 19.08.1935 zerstörte.


 

 

Entgegen den Erwartungen war der Funkturm als selbststrahlende Antenne nicht optimal. Trotz Porzellan-Fuss-Isolierung war die Abstrahlung im Westen Berlins nicht gut. So wurde ein zweiter kleinerer Mast verwendet, zwischen diesem und dem Funkturm wurde eine T-Antenne gespannt, später wurde eine Antenne schräg zum Turm gespannt. Es muss wohl viele Versuche mit unterschiedlichen Antennen gegeben haben, Photos und Zeichnungen belegen das.

 

rechts: Doppel-T-Antenne Funkturm zum Hilfsmast. (Sicht von Nordosten) Dieser Hilfsmast stand an der Stelle, an der sich jetzt die Kongresshalle befindet(B2). Der Künstler hat dramatisch eine Regenfront in das Bild komponiert.


Auf einem der Photos ist auch eine 5-fach-T-Antenne zu sehen, die zum Hilfsmast gespannt ist. Übrigens ist diese Antenne einmal von einem auf dem Gelände des heutigen Olympia-Stadions notlandenden Postflugzeuges gerammt und abgerissen worden! Insgesamt war der Sendestandort Witzleben nicht erfolgreich für eine flächendeckende Versorgung Berlins. Das änderte sich erst 1933 mit der Inbetriebnahme des Senders Tegel und dem dortigen  sehr hohen Sendemast. Dieser Tegeler Mast wurde von den Franzosen während der Berliner Blockade 1948/1949 gesprengt.


einstein.jpgZur Eröffnung der  Funkausstellung 1930 hielt direkt zu Füssen des Funkturms Albert Einstein am 28.8. die Eröffnungsrede, beginnend mit den Sätzen:

 

Wenn Ihr den Rundfunk höret, so denkt auch daran, wie die Menschen in den Besitz dieses wunderbaren Werkzeuges der Mitteilung gekommen sind.

Der Urquell aller technischen Errungenschaften ist die göttliche Neugier und der Spieltrieb des bastelnden und grübelnden Forschers und nicht minder die konstruktive Phantasie des technischen Erfinders. ..............

 

 rechts: Albert Einstein 1930

 

 

Sogar eine Fernsehsende-Antenne gab es schon in in den Dreissiger Jahren auf dem Turm. Der Funkturm diente auch über Jahre der Flugsicherheit mittels eines starken drehenden Scheinwerfers. Im Jahr 1935 zerstörte ein Grossbrand die Restaurant-Plattform des Turmes, Tote waren zu beklagen. Ursache war der Abbrand der in unmittelbarer Nähe gelegenen Rundfunk-Ausstellungshalle (siehe Punkt 2 auf der obigen Luftbildaufnahme. 1943 erhielt er Bombentreffer. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 erhielt der Funkturm  schwere Granate-Treffer am Restaurant und Mastfuß, sodass einer seiner vier Standfüsse (Nordwestfuß) in ca. 30 Meter Höhe fast komplett unterbrochen war.

 

links: Eine weitere 4-fach-Antennen-Variante am Funkturm. (Sicht von Nordosten)  Das Gebäude links ist die neue Ausstellungshalle für die Berliner Funkausstellung 1926. 

 

Später wurde dann eine Eindraht-Antennen verwendet.  Für guten Funkempfang war es komplett aus Holz gebaut, brannte vielleicht auch deshalb später total aus. Für Berliner, die den Funkturm heute kennen, sind die beiden obigen Zeichnungen sicher ein ungwöhnlicher Anblick. (B6)


Der ursprüngliche Funkturm hatte eine Bauhöhe von 135 Meter, erst später (1935) kam zuerst der Antennenaufbau des Fernsehsenders "Paul Nipkow" dazu,  noch später der Zusatz-UKW-Antennenträger mit zusätzlich ca. 15 Meter dazu. Bei der letzten Sanierung wurden wegen des Wegfalls einiger Antennen die Gesamt-Bauhöhe  auf knapp 148 reduziert.


In Höhe des Restaurant wurde der Turm auch zeitweise als weithin sichtbarer (in Richtung West)  Leuchtreklame-Träger genutzt.


ifa89-4.jpgNach 1945 beherbergte der Funkturm eigentlich nur noch kommerzielle Funktechnik, wie Polizeifunk, usw. Allerdings stand zu Füßen des Turms im Sendegebäude auch der erste Fernseh-Sender, der sich jetzt als historisches Sammlerstück im Besitz des Deutschen Rundfunk-Museum e.V. befindet.

 

rechts: Das ehemalige Sendegebäude direkt unter dem Funkturm. Hier war bis 1997 das Deutsche Rundfunk-Museum e.V. untergebracht.


Während der Jahre der Berliner Mauer (1961-1989) war für uns West-Berliner der Funkturm bei Reisen über die Transitstrecken von "Westdeutschland" nach Westberlin (seitens der DDR gern als "politische selbstständige Einheit West-Berlin" bezeichnet) immer das frühe Willkommenszeichen bei der Fahrt über die AVUS:  "Jetzt sind wir durch, jetzt sind wir daheim".


Der Turm erhielt im Laufe der Jahre unterschiedliche Beleuchtungen, auch zur Weihnachtszeit und zu Messen wurde der Turm festlich beleuchtet. Der Turm wurde auch in die künstlerischen Beleuchtungs-Events des "Festival of Lights" einbezogen.


Heute steht das unter Denkmalschutz stehende (west)berliner Wahrzeichen etwas im Schatten des wesentlich höheren Fernsehturms am Alexanderplatz. Leider ist er nicht immer zu besichtigen.


Ein persönlicher Hinweis für Funkamateure: Der Autor dieser Seite kennt den Funkturm auch von seiner obersten Seite. Zur Funkaustellung 1971 baute er mit weiteren Funkamateuren (DC7AL, DC7BH, DC7CH, DJ7IC, DL7MO, DL7OG, DL7RR, DC7BJ - alias wumpus - der Autor) auf der obersten Montageplattform (noch oberhalb des Fahrstuhlhauses) die Antennen der Amateurfunk-UKW-Relais-Station DL0UB mit einem Ausleger auf. Schwindelfreiheit war angesagt, als Belohnung ein unbeschreiblicher Blick nach unten. DL0UB hiess dann später DB0WF. Jahrzehnte später war er wieder oben zur Mitbetreuung des 70cm-Relais DB0TA.
73 de DC7BJ, Rainer. Weitere Informationen dazu und eine Photostrecke ... hier

 


Auf die Photos klicken

funkturm100.jpg

Gesamtansicht vom Besucher-Zugang
Masurenalle. Gesamtgewicht ca. 600 Tonnen. Der Turm wurde 1987 komplett saniert.

 

 

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Die obere Plattform mit BOS-Funkantennen.

Untere Ebene: Senderraum/Fahrstuhl-Austritt.

Besucherebene/Fahrstuhlmotoren, Montageebene/Antennen

 

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Die mittlere Plattform: Restaurant-Ebene, Küche/Lager-Ebene. Das Restaurant befindet sich in ca. 50 Meter Höhe.

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Zugang zur Kasse und zum Fahrstuhl und Treppengang

 

 

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Blick auf das Gittertragwerk. In der Mitte der Treppengang und der Fahrstuhlschacht

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Das "Treppenhaus" und die Fahrstuhlführung

funkturm106.jpg

Einer der vier Standfüsse des Funkturms. Man kann ganz gut die Pozellan-Isolatoren (KPM) sehen.
Damit sollte erreicht werden, dass der gesamte Turm als Mittelwellen-Antenne genutzt werden konnte.

Das hat sich aber als nicht erfolgreich herausgestellt.

 

vom-turm-01.jpg

Blick aus dem Funkturm-Restaurant:
im zweiten Fenster von rechts das RBB-Fernsehzentrum ,

davor das von Bäumen fast verdeckte historische Haus des Rundfunks

 

 

Der Funkturm, das Ausstellungsgelände (Funkausstellungen), das Haus des Rundfunks, das Deutschlandhaus (Fernsehsender Paul Nipkow) und das Fernsehzentrum des SFB / RBB bilden ein frühes rundfunkhistorisches Funk-Zentrum in Berlin. mehr.jpg

 

 

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Einige Photos und Skizzen sind u.a. der Zeitschrift "Funk" der Weidmann schen Buchhandlung, Berlin SW68 entnommen.
(B2) = Seite 173, Funk, 1926, Zeichner G.Fechnen?, Code 3883
(B6) = Heft 12, Telefunken-Rundschau, 1924, Zeichner unbekannt, übernommen in Seite 531, Funk, 1924.

 


 

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